'The Battle of Atlanta' – Atlanta Cyclorama
oder
The Atlanta mission
 

Ab dem Frühjahr 2018 sollte das wieder auf das ursprüngliche Originalmaß von 1887 vergrößerte Atlanta Cyclorama 'The Battle of Atlanta' im neu errichteten Museumsgebäude am Campus des Atlanta History Center, 130 West Paces Ferry Road - NW - Atlanta, GA 30305 präsentiert werden. Aus unterschiedlichen Gründen verzögerte sich die Neueröffnung erheblich.

Auf Grund seiner Arbeiten am Bourbaki Panorama Luzern und der Translozierung des Innsbrucker Riesenrundgemäldes 'Schlacht am Bergisel' (siehe RestaurierArchiv) wandte sich das Atlanta History Center schon im Februar 2014 mit der Bitte um Beratung und Unterstützung an Christian Marty. Das Atlanta Cyclorama sollte vom alten Standort, dem Civil War Museum - 800 Cherokee Ave SE, Atlanta, GA 30315-1470 an die neue Adresse im AHC Campus übersiedelt werden.

In ständigem Kontakt und während regelmäßiger Besuche in Atlanta beriet er die amerikanischen Eigentümer, erstellte Konzepte, fertigte Konstruktionszeichnungen an und vermittelte zwischen AHC und den ausführenden Restauratoren, der deutschen Arbeitsgemeinschaft Ulrich Weilhammer & Thomas Schöller.

 
 

 

 

 

 

Das 'Civil War Museum' - der alte Standort des Atlanta Cycloramas.

 

 

 

 

 

 

Die Rotunde des neu errichteten Museums am Campus des Atlanta History Center

 
 
Neun Monate vor dem Ende des Amerikanischen Bürgerkrieges, im Sommer 1864, wurde Atlanta, die Hauptstadt von Georgia, von den Unionstruppen unter General William T. Sherman belagert, eingenommen und fast völlig zerstört. Dieser Stadt kam als Eisenbahnknotenpunkt eine besondere Bedeutung zu, war doch der Bürgerkrieg der erste technisierte Krieg der Geschichte.

Das dramatische Geschehen des 22. Juli 1864 wurde 23 Jahre später 1887 von F.W. Heine und Mitarbeitern auf einem Riesenrundgemälde - dem Atlanta Cyclorama - auf fast 1700 m² festgehalten. Nach der Fertigstellung wurde das Panorama in mehreren Städten ausgestellt, bevor es 1898 durch eine Schenkung in den Besitz der Stadt Atlanta überging. Heute ist das Rundgemälde im Eigentum des AHC 'Atlanta History Center'.

Im Jahr 1921 wurde im Grant Park ein dauerhaftes Ausstellungsgebäude (Civil War Museum) errichtet. Das Rundgemälde selbst wurde im Laufe der Jahre im Umfang und in der Höhe stark beschnitten. Demnach betrug zuletzt die Höhe 12,5 m, die Länge 109,0 m und die Fläche ca. 1360 m².

Das stark angegriffene Gemälde wurde 1982 erstmalig umfassend restauriert. Gustav Berger, ein zu seiner Zeit führender Restaurator, doublierte die Rückseite unter Verwendung von BEVA mit zwei Lagen Glasfasergewebe. Im Zuge dieser Restaurierarbeiten wurde die Bildoberkante an einem drehbaren Pfettenkranz montiert. Diese Eigenheit wurde auch am neuen Aufstellungsort beibehalten.

Nach der erfolgreichen Translozierung des Rundgemäldes im Februar 2017 in das neu errichtete Museumsgebäude am Campus des Atlanta History Center wurde es im Zuge der Neumontage, ausgeführt von der Arbeitsgemeinschaft Ulrich Weilhammer & Thomas Schöller auf das historische Originalmaß (Höhe 15,0 m, Länge 113,0 m , Fläche 1695 m²) vergrößert.

 
 

 

 

 

 

Die hängende Transportrolle zur Aufnahme einer Rundgemälde Hälfte.

 

 

 

 

 

Eine von zwei Gemälderollen schwebt über dem Dach des 'Civil War Museums'.

 

 
 
In der Folge wurden nach der Reinigung und Konsolidierung der originalen Bildoberfläche allfällige Fehlstellen retuschiert.

Um das Rundgemälde wieder auf die historische Höhe von 15,0 m zu vergrößern, wurde der obere Bildrand mit einem horizontal umlaufenden, 2,5 m breiten Gewebestreifen verlängert. Dieser zusätzliche, etwa 280 m² große Gemälde Bereich musste künstlerisch gestaltet und in das Originalbild integriert werden.

Anlässlich der Restaurierung 1921 war der Himmel gleichmäßig mit Schäfchenwolken bemalt worden. Dies entsprach aber in keiner Weise dem realen Himmel über Atlanta. Zudem lenkte die unruhige Darstellung vom eigentlichen Geschehen ab. Nach einigen maltechnischen Untersuchungen und reiflichen Überlegungen wurde beschlossen, diese historische Übermalung zu erhalten, mit einer Trennschicht zu versehen und darauf einen neuen Himmel zu gestalten.

Gemeinsam mit dem neuen, oben beschriebenen Streifen wurde nach zahlreichen Entwürfen, Probearbeiten und Mustern ein realistisches Himmelsbild geschaffen. Ungefähr 2/3 der gesamten Gemäldefläche, also rund 1100 m² werden nun vom Himmel eingenommen.

Alle beschriebenen Arbeiten zur Neugestaltung der Bildoberfläche wurden von US Künstlern ausgeführt.

Die gesamte Himmelsfläche erscheint nun gleichmäßig und ruhig. Der Blick der Besucher wird nicht mehr abgelenkt und wendet sich automatisch dem Geschehen am Boden zu.

Auch die malerische Rekonstruktion der Landschaft und der Personen auf dem zur Vergrößerung am Bildumfang eingesetzten, vertikalen Leinwandstreifen (ca. 25 m²) - als Vorlage dienen historischen Fotografien des Atlanta Cycloramas – gelang sehr gut und fügt sich harmonisch in das Originalbild ein.

Vorstudien und Ausführung dauerten etwa ein halbes Jahr.

 
 

 

 

 

Das fertig montierte Rundgemälde. Gut sichtbar die hellen Gewebe Streifen zur Vergrößerung der Bildhöhe und des Bildumfanges, sowie die am unteren Bildrand umlaufende neue Spannkante.

 

 

 

 

 

Der anläßlich der Restaurierung von 1921 mit Schäfchenwolken bemalte Himmel ist deutlich zu erkennen.

 
 
Zur Ausbildung der für Panoramen charakteristischen Hyperboloid Form mussten an der Unterkante des Riesenrundgemäldes definierte Gewichte angebracht und gleichzeitig das Rundbild dem Umfang entsprechend faltenfrei aufgespannt werden. Realisiert wurde das mit einer am Boden montierten, der Bildunterkante folgenden Rückhalte- und Spannvorrichtung. Eine technische Lösung, welche sich schon an den Panoramen Innsbruck und Luzern bewährt hatte. Nach eigenen Plänen wurden die Metallteile vor Ort hergestellt und montiert.

Ein Segment von ca. 3 m Breite und 2,5 m Höhe ist seit Bestehen für den Besuchereingang aus dem Gemälde ausgeschnitten. Mit dem Ziel die Spannwirkung über den gesamten Bildumfang zu gewährleisten, musste am Eingangsbereich eine aufwendige Konstruktion zur Umlenkung der Zuggewichte montiert werden.

Um die Oberkante des Cycloramas für die Blicke der Besucher zu verbergen und die Theatralik der Bilddarstellung zu verstärken wurde ein für Panoramen typischer, textiler Baldachin angebracht. Zur Erhöhung des Bildkontrastes wurde dafür ein dunkler Spezialstoff gewählt.

Das für Panoramen auch typische Vorgelände, das Faux Terrain wurde neu gestaltet und mit den bestehenden, neu restaurierten Figurinen und Artefakten bestückt.

 
 

 

 

 

 

 

Bild Detail einer Schlachten Szene. Im Vordergrund die Figurinen und Gegenstände des Faux Terrain.

 

 

 

Das hängende Atlanta Cyclorama von der Bild Außenseite her gesehen. Zentral sind die Eingangsöffnung, die Besucher Plattform und die darüber befindliche Decken Konstruktion zu erkennen.

 
Bildquelle: Atlanta Hystory Center
 
Im Jänner 2019 reiste Christian Marty in seiner Funktion als Berater zum letzten Mal vor der Eröffnung nach Atlanta.

Am 22. Februar 2019 eröffnete das Atlanta History Center feierlich das Cyclorama 'The Battle of Atlanta'.